Vor Kurzem verglich der bekannte Philosoph Richard David Precht auf der Bankentagung des Handelsblatts die Finanzmärkte mit einer portugiesischen Galeere. Wer sich jetzt fragt, was die Finanzmärkte mit einem geruderten Kriegsschiff zu tun haben, geht mit seiner metaphorischen Annahme fehl.
Eine Portugiesische Galeere ist in diesem Falle eine Quallenart, die zu den sog. Staatsquallen gehört. Das heißt, das ist gar kein Tier, sondern eine Zusammenrottung von Tausenden von Tieren. Jeder einzelne Nesselhaken ist eine hochspezialisierte Qualle für sich.
Precht beobachtete, dass es derzeit auf den Finanzmärkten fast ausschließlich Spezialisten gibt, die Ihre Aufgaben hocheffizient erledigen. Ähnlich wie bei der Portugiesischen Galeere, bei der jeder Einzelorganismus seine Aufgabe absolut effizient erfüllt. Das Problem: Die Qualle kann nicht Schwimmen.
Sie treibt ziellos im Ozean umher – ohne Kapitän, ohne Gehirn, ohne Herz. Precht berichtet, dass er die hochintelligenten Finanzspezialisten als Menschen erlebt, die das was sie machen genau kennen, aber im Augenblick eher abwarten, hören wo der Wind herkommt, wie viel Wind sie ins digitale Zeitalter treibt und welcher Wind dagegen weht. Was fehlt, ist das Lenken. Es wird taktiert, nicht strategisch überlegt. Weiterlesen